Philosophie
Arnis/ Eskrima ist für mich Teil meines kulturellen Erbes und ein wichtiges Identitätsmerkmal der philippinsichen Kultur. In der heutigen Zeit sind die Menschen immer häufiger dazu bereit Tradition gegen Fortschritt zu tauschen und verlieren dabei Stück für Stück einen Teil ihrer Herkunft und Identität. Wir sind eher dazu bereit unsere Technologie „upgraden“ zu lassen, als uns persönlich weiterzuentwickeln. Wir haben die Möglichkeiten unseres eigenen körperlichen Potenzials aus den Augen verloren. Dabei ist die Kampfkunst selbst frei von Korruption – sie ist die Essenz des körperlichen und geistigen Potenzials des Menschen. In der Kampfkunst sind alle Menschen gleichgestellt und frei von Status und Herkunft, sie ist die ehrlichste Form der Kommunikation.
„I am a Filipino. In my blood runs the immortal seed of heroes – seed that flowered down the centuries in deeds of courage and defiance. In my veins yet pulses the same hot blood that sent Lapulapu to battle against the alien foe ...“
- Carlos P. Romulo -
Auf den Philippinen selbst besitzen die meisten Menschen aufgrund erschwerter Lebensumstände nicht den Luxus sich der Kampfkunst zu widmen. Das heißt aber nicht, dass die Filipinos nicht wissen, wie man mit Bolo oder Messer umgeht. Das Führen eines Bolos (Machete) ist in den ländlichen Regionen der Philippinen eine Selbstverständlichkeit. Es ist nicht aus dem Handwerk oder der Küche wegzudenken. Bei der hohen Kriminalitätsrate stehen Messerangriffe ganz oben auf der Liste, so dass die Kampfkunst eine Notwendigkeit zur Selbstverteidigung ist.
Die Philippinen mussten sich in der Geschichte schon immer gegen Besatzer – z.B. die Spanier oder Japaner – wehren, wodurch das Kämpfen schon seit Jahrhunderten in der Kultur verwurzelt ist. Die Kampfkunst – egal ob philippinisch, chinesisch oder japanisch – ist, wenn man sie einmal erlernt hat, etwas, das einem nicht mehr genommen werden kann. „Brenne mein Haus und mein Land nieder, erschlage mich und doch bleibt mein Herz und das, für das es schlägt, mein.“ Mit dem Ableben eines Menschen stirbt nicht ein komplettes kulturelles Bewusstsein, denn eine Haltung oder einen Gedanken kann man nicht verbrennen oder auslöschen. Jede Generation ist dafür verantwortlich das Feuer an die nächste Generation weiterzugeben. Denn nur durch das Ausüben von Tradition bleibt sie lebendig und endet nicht als eine niedergeschriebene Erinnerung an vergangene Tage. Mit jedem Hieb und Stich, den ein Arnisador oder Eskrimador ausführt, mit jedem Kampf – ob nun um sein Leben oder im sportlichen Wettstreit – wenn man genau hinhorcht ...
... kann man das philippinische Herz schlagen hören.
Der Wert meines kulturellen Erbes ist mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen, mein Erbe ist es einfach nur Wert bewahrt zu werden.